Ehe und Familie: Vater, Vater, Kind?

Wie viele schwule, queere und bi Männer haben einen Kinderwunsch? Wie wollen sie diesen erfüllen? Wer ist verheiratet oder lebt in einer eingetragenen Partnerschaft? Die Pink Cross-Umfrage gibt Antworten: Egal, ob mit oder ohne Kinder, fast ein Drittel der Befragten lebt in Ehe oder eingetragener Partnerschaft. Den Kinderwunsch konnten sich hingegen nur sehr wenige erfüllen. Gerade die jüngere Generation wünscht sich, Eltern zu werden. Politisch ist sich die grosse Mehrheit einig: Die Gleichstellung in Bezug auf Elternrechte und Familienformen bleibt ein wichtiger Fokus.

Ehe und eingetragene Partnerschaft sind bei den jüngeren Generationen (noch) nicht so beliebt. Bei den Jahrgängen 1991 und jünger sind nur etwa 4% getraut, während der Anteil bei den älteren Generationen auf über 40% steigt. Insgesamt zeigen die Zahlen: Die Ehe für alle und die eingetragene Partnerschaft waren wichtige Schritte zur Gleichstellung und werden von vielen gleichgeschlechtlichen Paaren genutzt.

Beim Kinderwunsch verhält es sich zwischen den Generationen beinahe andersherum. Ein Viertel der unter 20-Jährigen wünscht sich so Kinder – doppelt so oft, wie der Durchschnitt (12%). Obwohl nur die Wenigsten selbst einen Kinderwunsch haben, sehen über die Hälfte der Befragten (53%) eine hohe Wichtigkeit, die Gleichstellung in Bezug auf Elternrechte und verschiedene Familienformen politisch und gesellschaftlich voranzutreiben.

Zur Erfüllung des Kinderwunschs gibt es unterschiedliche Wege: Von den 172 Befragten, die einen Kinderwunsch angegeben haben, könnten sich 104 eine Adoption und 61 eine Leihmutterschaft vorstellen. Die meisten (136) möchten Kinder in einer Liebes- oder Paarbeziehung, aber ein Drittel (58) kann sich auch eine Co-Elternschaft vorstellen (zwei oder mehrere Menschen, die sich für eine geteilte Elternschaft zusammentun). Wenige Personen haben bereits Kinder (9%), diese meistens aus früheren Beziehungen (61%).  Aber auch Adoptionen (3%), Leihmutterschaft (9%) oder die Co-Elternschaft (14%) sind vertreten. Es zeigt sich also eine grosse Vielfalt an gelebten oder möglichen Familienmodellen.

QUEERE FAMILIENFORMEN ANERKENNEN!

Egal, ob mit oder ohne Kinderwunsch: Viele schwule, bisexuelle und queere Männer (wollen) heiraten. Dafür hat sich Pink Cross jahrelang eingesetzt und wir kämpfen nun weiter für bessere Elternrechte und die Absicherung vielfältiger Beziehungs- und Familienformen, wie etwa die Vereinfachung der (Stiefkind-)Adoption, die Anerkennung von Leihmutterschaft oder die rechtliche Absicherung von Mehrelternschaft. An der Mitgliederversammlung vom 2. April 2022 wurde dazu ein ausführliches Positionspapier verabschiedet.

METHODOLOGIE
Die Ergebnisse stammen aus einer Online-Umfrage, die Pink Cross im Frühjahr 2023 unter schwulen, bisexuellen und queeren Männern* durchgeführt hat. Auf den Fragebogen gingen 1469 Antworten ein. Die Stichprobe ist nicht repräsentativ für die Schweizer Bevölkerung. Weitere Informationen werden zu einem späteren Zeitpunkt in einem Methodenbericht veröffentlicht.
*Die Studie richtete sich an schwule, bi und queere Männer (cis und trans) und non-binäre Personen, welche sich (in Teilen) mit dem männlichen Spektrum identifizieren.

Datenanalyse und -aufbereitung: Gaé Colussi, Pink Cross und das Team von Prof. Peter Streckeisen (ZHAW)

Schreiben : Samson Rentsch, Pink Cross