Unterstützung im sozialen Umfeld vorhanden!

Wer sind die wichtigsten Menschen für schwule, bisexuelle und queere Männer? Inwieweit fühlen sie sich unterstützt und aufgehoben? Wie sehen ihre Bekanntschaften aus? Die Umfrage von Pink Cross hat sich mit diesen Fragen beschäftigt – die erste gute Nachricht: Eine grosse Mehrheit hat ein gutes Umfeld und fühlt sich unterstützt. Freundschaften zählen zu den wichtigsten Beziehungen, gefolgt von Liebes- oder Lebenspartner*innen und dem engeren Familienkreis. Aus den Umfrageergebnissen lässt sich schliessen, dass die Bekanntschaften vielfältig sind und auch viele cisgeschlechtliche und heterosexuelle Personen umfassen.

Eine überwältigende Mehrheit der Befragten gibt an, dass sie mindestens eine Person haben, an die sie sich in krisenhaften Situationen wenden können (90% stimmen eher oder komplett zu), dass sie sich insgesamt ausreichend unterstützt und aufgehoben fühlen (85%) und, dass sie mehrere Personen haben, mit denen sie über Dinge sprechen können, die sie beschäftigen (85%) – das Alter spielt hier keine bedeutende Rolle. Leider fühlen sich nicht alle gleich gut aufgehoben: Vor allem Singles fehlt häufiger eine Bezugsperson (12% stimmen nicht oder überhaupt nicht zu), aber auch Personen, die in einer Beziehung leben (3 %). Der Unterschied beim Unterstützungsempfinden ist noch signifikanter (17% der Singles fühlen sich nicht ausreichend aufgehoben im Vergleich zu 5% der in einer Beziehung lebenden Personen).

Obwohl der Beziehungsstatus also eine wichtige Rolle für das Gefühl spielt, umgeben und unterstützt zu sein, stehen feste Beziehungen nur an zweiter Stelle nach den Freundschaften: So empfinden über 97% der Personen ihre Freund*innen als wichtig oder sehr wichtig, gefolgt von festen Partner*innen (92% – für diejenigen, die welche haben) und dem engeren Familienkreis, nämlich den Eltern (74%) und den Geschwistern (70%) – also anders als das Bild des Schwulen, der von seiner Familie verstossen wird. Gelegenheitspartner*innen für Sex (33%) oder regelmässige Sexualpartner*innen (47%) sind für viele Menschen ebenfalls ein wichtiges soziales Umfeld. Ihre unterstützende Rolle sollte nicht vernachlässigt werden.

Schliesslich geben etwa zwei Drittel an, sich in ihrem privaten Kreis häufig oder sehr häufig mit schwulen Männern zu treffen. Dieser Anteil ist nur leicht höher als derjenige derer, die sich mit heterosexuellen cisgeschlechtlichen Männern oder Frauen treffen (etwa 60%) – der Vorwurf einer schwulen „Bubble“, in der man nur unter sich bleibt, stimmt demnach nicht.

UND WIE WEITER?

Pink Cross freut sich, dass eine grosse Mehrheit über ein unterstützendes Umfeld verfügt, an welches sie sich wenden kann! Der Kampf gegen Einsamkeit und Isolation bleibt jedoch weiterhin eine Herausforderung und ist nicht einfach mittels fester Beziehungen zu lösen. Wir werden uns weiterhin dafür einsetzen, dass Menschen miteinander in Kontakt treten und nahe Beziehungen aufbauen können, um als Community kollektiv zu wachsen!

METHODOLOGIE
Die Ergebnisse stammen aus einer Online-Umfrage, die Pink Cross im Frühjahr 2023 unter schwulen, bisexuellen und queeren Männern* durchgeführt hat. Auf den Fragebogen gingen 1469 Antworten ein. Die Stichprobe ist nicht repräsentativ für die Schweizer Bevölkerung. Weitere Informationen werden zu einem späteren Zeitpunkt in einem Methodenbericht veröffentlicht.
*Die Studie richtete sich an schwule, bi und queere Männer (cis und trans) und non-binäre Personen, welche sich (in Teilen) mit dem männlichen Spektrum identifizieren.

Datenanalyse und -aufbereitung: Gaé Colussi, Pink Cross und das Team von Prof. Peter Streckeisen (ZHAW)

Schreiben : Gaé Colussi, Pink Cross

Deutsche Übersetzung: Samson Rentsch, Pink Cross