Zur Community dazugehören – trotz aller Unterschiede!

Was bedeutet «Community» für schwule, bisexuelle und queere Männer? Von welcher / welchen Community(s) sprechen wir? Wie werden diese wahrgenommen? Die Pink Cross-Forschung liefert erste Antworten: Das Gefühl der Zugehörigkeit zu einer oder mehreren «Communities» ist bei den Befragten nach wie vor weit verbreitet – insbesondere zur «Gay Community» und der «LGBTIQ+ Community». Dieses subjektive Zugehörigkeitsgefühl geht mit einer generell positiven Bewertung der Community einher, die mehrheitlich als integrativ, identitätsstiftend und als Ressource für Unterstützung und gegenseitiges Verständnis angesehen wird.

Auch wenn der Community-Begriff nach wie vor kompliziert zu definieren ist und oft diskutiert wird, ist unbestritten, dass sie als eine subjektive Gemeinschaft existiert, der man sich zugehörig fühlen kann. Und die Ergebnisse sind eindeutig: Viele Menschen fühlen sich als Teil mehrerer Communities – und zwar in unterschiedlichem Masse.

Je nach persönlichem Verständnis der eigenen Identität (schwul, bi, queer etc.) verändert sich auch das Zugehörigkeitsgefühl zu einer Community – während für viele die Community umgekehrt auch wieder identitätsstiftend wirkt. Die «LGBTIQ+ Community» vereint die meisten Menschen (90% fühlen sich ihr zumindest ein wenig zugehörig, davon 50% stark oder sehr stark), während die «Gay Community» eine kleinere Gruppe abdeckt, aber eine sehr starke Zustimmung erfährt (57% fühlen sich ihr stark oder sehr stark zugehörig). Die «queere Community» sieht eine geringere Zugehörigkeit, insbesondere bei älteren Menschen (nur ein Viertel fühlt sich ihr stark oder sehr stark zugehörig bei den vor 1960 Geborenen, gegenüber mehr als 50 % bei den nach 1990 Geborenen) – der Begriff queer ist also nicht unumstritten, im Gegensatz zu LGBTIQ+, welcher breite Zustimmung findet.

Dieses Zugehörigkeitsgefühl ist in einem gegenseitigen Verständnis (von 89% der Personen als sehr wichtig oder extrem wichtig eingestuft), in Freundschaften (73%), Liebesbeziehungen (62%) und Sexualität (58%) verankert, noch vor dem politischen Engagement (48%), den Angeboten von LGBTIQ+-Organisationen (38%) und den Partys (32%). Die Communityzugehörigkeit scheint also in erster Linie eine Frage der gemeinsamen Anliegen und der Freundschaften und Beziehungen zu sein, weniger der gemeinsamen Räume oder Aktivitäten.

Für viele schwule, bisexuelle und queere Männer ist die Community eine Quelle von Unterstützung und gegenseitigem Verständnis. Fast 70% geben an, dass sie sich durch die Community unterstützt fühlen, und fast 75% finden in ihr Verständnis für ihre Anliegen. Die Community funktioniert für viele auch als Puffer gegen die Einsamkeit (48%) oder als grosse Familie (43%).

Insgesamt hat eine grosse Mehrheit der Befragten eine positive Meinung zu ihrer Community: Rund zwei Drittel finden sie integrativ, solidarisch und identitätsstiftend. Die Community wird momentan ausserdem als stärker und vielfältiger als früher angesehen, während es bei Ausgrenzung und Diskriminierung stärker divergierende Meinungen gibt.

VIELFÄLTIGE UND SOLIDARISCHE COMMUNITY(S)

Seine Community(s) zu finden, ist für schwule, bisexuelle und queere Männer weiterhin wichtig, und diese Communities sind wertvolle Quellen der Unterstützung und des Verständnisses. Als Community-Organisation lebt Pink Cross durch und für seine Mitglieder, in all ihrer Vielfalt und in Anerkennung der vielfältigen Identitäten, die ihr Leben ausmachen. Darum werden wir uns auch weiterhin für eine vielfältige, integrative und solidarische Community einsetzen, in der jeder seinen Platz finden kann!

METHODOLOGIE
Die Ergebnisse stammen aus einer Online-Umfrage, die Pink Cross im Frühjahr 2023 unter schwulen, bisexuellen und queeren Männern* durchgeführt hat. Auf den Fragebogen gingen 1469 Antworten ein. Die Stichprobe ist nicht repräsentativ für die Schweizer Bevölkerung. Weitere Informationen werden zu einem späteren Zeitpunkt in einem Methodenbericht veröffentlicht.
*Die Studie richtete sich an schwule, bi und queere Männer (cis und trans) und non-binäre Personen, welche sich (in Teilen) mit dem männlichen Spektrum identifizieren.

Datenanalyse und -aufbereitung: Gaé Colussi, Pink Cross und das Team von Prof. Peter Streckeisen (ZHAW)

Schreiben : Gaé Colussi, Pink Cross

Deutsche Übersetzung: Team Pink Cross